Wie halte ich mein Wasser im Fahrzeug keimfrei? Wie bleiben die Leitungen sauber? Wie bleibt schließlich das gesamte System kalkfrei? Diese Fragen stellen sich nicht nur für Neueinsteiger, sondern auch für alle Campingfreunde, die ihr Fahrzeug jetzt lange im Winterlager stehen hatten oder durch die verdammte Corona-Pandemie zum Stillstand gezwungen sind. We love C ❤ hat sich die verschiedenen Mittel und Systeme für eine einwandfreie Wasserhygiene für Euch angeschaut.
Eins ist klar: Hygiene an Bord ist wichtig…
Die Wassertanks und Leitungen an Bord der Fahrzeuge können mit der Zeit einen Biofilm ansetzen, der nicht nur unangenehme Gerüche entwickeln kann, sondern auch Krankheitskeime im Wasser wachsen lässt. Gerade im Sommerurlaub und bei heißen Tagen im Süd-Europa können sich Bakterien und Keime explosionsartig entwickeln, wenn das Wasser nicht mehr frisch ist. Die Folgen können den Urlaub ganz schön vermiesen.
Mit verschiedenen Möglichkeiten kann man dafür sorgen, dass das Wasser unbedenklich genutzt werden kann und man mit einem guten Gefühl die Körperwäsche durchführt oder auch in der Küche damit kocht.
Für Fleißige… Nach jeder Fahrt komplett entleeren
Viele Mobilreisende schwören darauf: Nach jeder Fahrt die Tanks und alle Leitungen komplett zu leeren. Das ist natürlich mit Aufwand verbunden, bietet aber ein gutes Maß an verlässlicher Hygiene. Wichtig ist auch, dass man den Wasserschlauch stets – am besten – mit Druckluft ausbläst, damit nicht über diesen Weg ein Keimeintrag stattfinden kann. Natürlich erfordert diese Vorgehensweise auch ein gewisses Maß an Erfahrung und Vorausplanung. Denn es muss ja nicht sein, dass man seinen noch halbvollen Frischwassertank dann einfach entleert. Wasser kostet schließlich auch Geld, da es eine wertvolle Naturressource darstellt und es ist sicher nachhaltiger nur das zu Wasser zu laden, was man auch tatsächlich verbraucht. Zudem sollte man ohnehin nicht mit vollen Frischwassertanks losfahren, sondern nur die Menge einplanen, die man für die nächsten ein oder zwei Tage benötigt, da man am Etappenziel typischerweise Wasser zapfen kann. Das spart Gewicht und Kraftstoff.
Für Pragmatische… Jährliche Reinigung mit Wasserreiniger-Mitteln
Die Reinigung eines Wassertanks ist die wichtigste Voraussetzung für frisches Wasser an Bord. Die Wassertanks von Wohnmobilen oder Campingbussen sollten idealerweise im Frühling zum Saisonstart und vor dem Einstellen in das Winterlager gereinigt werden. Dies tun viele Campingfans gerne mit flüssigen Wasserreinigern. Diese Mittel werden dann in den Wassertank gegeben, müssen unterschiedlich lange einwirken und dann aus dem Kreislauf ausgespült werden. Die Flüssigkeiten oder Pulver basieren häufig auf Chlor-Basis oder Aktivsauerstoff und anderen Zusammensetzungen. In Summe ist es Chemie, welche die Keime angreift. Man hat den Zeitaufwand beim Durchspülen des gesamten Wassersystems und die genaue Dosierung ist immer ein bisschen fummelig.
Im Umgang mit den Mitteln muss man aufpassen!
Außerdem trägt man idealerweise Schutzhandschuhe beim Hantieren mit den Mitteln, da diese häufig eine leicht ätzende Wirkung besitzen. Die direkte Berührung kann die Haut reizen oder das starke Einatmen kann schädlich sein. Zudem muss man ein bisschen üben, um die optimale Wirkung zu erzielen. Überdosierungen passieren schnell und man gibt mehr Geld aus, als man müsste. Es gibt viele verschiedene Anbieter auf dem Markt und manch Caravaner schwört auf “sein” Produkt. Häufig bieten die großen Händler Eigenmarken an, die den Zweck erfüllen können.
Für Tekkies… Silbernetze im Tank für die dauerhafte Hygiene
Ein Teil der Caravaningfreunde schwört auf die Wirkung von Silbernetzen. Die Anwendung besticht durch großen Komfort und nachgewiesene Ergebnisse. Ein fein gewirktes Netz von Silberfäden gibt automatisch dosiert Silberionen an das Wasser ab und dies bei jeder Befüllung von Frischwasser. Die Silberionen wirken mikrobizid gegenüber Krankheitserregern wie Bakterien, Viren, Hefen/Pilzen und bedingt auch Protozoen.
Das Wasser bleibt dadurch bis zu sechs Monate frisch.
Gelegentlich gibt es Stimmen, die meinen, dass diese Silberionen auch für Menschen bei dauernder Aufnahme gesundheitlich bedenklich seien könnten. Demgegenüber gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen, welche die Unbedenklichkeit von Silberionen für den menschlichen Organismus bescheinigen (BfR-Stellungnahme). Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass man das Silbernetz nur einmal zu Saisonbeginn in den Tank gibt und das Produkt ohne weiteres Zutun das Wasser hygienisch sauber hält. Und das auch bei jeder neuen Befüllung. Ein einfaches System, dass auch in kritischen Umgebungen wie Krankenhäusern oder industriellen Anlagen zur Anwendung kommt und gute Ergebnisse erzielt.
Einfach in der Anwendung, stark im Preis-/Leistungsverhältnis.
Fest installierte Wasserfilter mit Tauschkartusche
In Knaus-Fahrzeugen sind Wasserfilter mit Tauschkartuschen seit dem Baujahr 2020 serienmäßig festverbaut. Für die meisten anderen Fahrzeuge gibt es Nachrüst-Sets. Die Lösungen kosten mehrere hundert Euro und die Kartuschen schlagen beim Wechsel ab ca. 30 Euro oder mehr zu Buche. Manch einer kennt solche Wasserfilter auch von zu Hause bei der Trinkwasseraufbereitung. Bei Trinkwasserfiltern funktioniert das Filterelement wie ein feines Sieb: Schmutzpartikel und Schwebstoffe, die größer als die Öffnungen im Sieb sind, werden an der Filteroberfläche zurückgehalten und können nicht mehr in die Wasserleitung gelangen. Das Wasser wird mechanisch gereinigt. Diese Lösung verspricht eine dauerhafte regelmäßige Reinigung des Wassers. Allerdings müssen die Filterkartuschen nach Herstellervorgabe alle 6 Monate gewechselt werden. Dies bedeutet einen gewissen Aufwand beim Wechseln und auch regelmäßig wiederkehrende Kosten.
Fest eingebaute Wasserfilter mit Tauschkartuschen sind in Knaus-Fahrzeugen ab Bj. 2020 serienmäßig verbaut. (Foto: Knaus)
HighTech im Caravaning: UV-Licht soll die Lösung bringen
Seit kürzerer Zeit werden Systeme für Freizeitfahrzeuge angeboten, die versprechen das Wasser durch den Einsatz von UV-Licht sauber zu halten. Die Wirkungsweise ist recht einfach: Durch hochkonzentrierte Lichtwellen (UV-C) werden Bakterien und Mikroorganismen in ihrer DNA geschädigt und sterben ab. Damit werden biologische Verschmutzungen des Wassers verhindert. Allerdings wirkt diese Technik nicht gegen mechanische Verschmutzungen und den Biofilm in Leitungen, so dass weitere Reinigungsmaßnahmen erforderlich bleiben. Die UV-Systeme sind derzeit noch recht teuer (ab ca. 500 €), allerdings sind sie recht stromsparend einsetzbar, da sie sich nur zuschalten, wenn das Wasser mittels der Wasserpumpe ins Waschbecken oder die Dusche gefördert wird. Anbieter für diese UV-Desinfektionsgeräte sind WM Aquatec und Reich. Gerade WM Aquatec hat mit seinem “biolite” genannten System einen neuen Weg eingeschlagen. Hierzu werden wir von We love C ❤ noch einen separaten Bericht mit weitergehenden Informationen erstellen, da das Thema recht umfangreich ist.
Es bleibt die Tatsache, das UV-Desinfektion alleine nicht die umfassende Lösung für hygienisches Wasser im Fahrzeug bietet.
UV-Licht zur Desinfektion? Ganz gut, aber mechanische Verunreinigungen bleiben im Wasser. (Foto: LoggaWiggler; pixaby.com; Montage: tom/dkf)
Für Hausmittelfans… Altbewährt, aber auch gut?
Gerade um Verkalkungen vorzubeugen nutzen Camper Zitronensäure. Das Mittel kommt auch im ganz normalen Haushalt zum Einsatz und ist natürlich sehr preiswert. Gegen Kalk wirkt die Säure. Allerdings greift das Produkt bei starkem Einsatz auch Aluminium an und löst dieses, so dass es in den menschlichen Körper gelangen kann. Das Problem des Biofilms in den Leitungen oder Verkeimung der gesamten Wasservorräte ist damit aber nicht gelöst.
Ebenso kann Essigessenz Kalkablagerungen lösen. Aber: Auch die Dichtungen können in Mitleidenschaft gezogen werden. Undichtigkeiten können die Folge sein. We love C ❤ meint: Uncool!
Manch einer schwört auf Hausmittel. Aber Vorsicht: Dichtungen können angegriffen werden. (Foto: html;pixabay.com)
Und sonst so?… Gebissreiniger bringt es! NICHT!
Klar, der Hinweis, das manch einer Gebissreiniger zur Tank- und Leitungsreinigung nutzt, darf hier nicht fehlen. Aber: Die Wirkung funktioniert vielleicht in der Kloschüssel zu Hause, aber im großen Wassertank eines Womos sind die Gebissreiniger völlig fehl am Platz! Die einfache Rechnung lautet, das man pro Wasserglas inklusive Gebiss 1 Tab von den Kukies benötigt. Bei einem Wassertank von 100 Litern macht das, na? Eben! Eine ziemlich schlechte Rechnung, die in der Kostenkalkulation viel zu teuer wird.
Gebissreiniger zur Tankpflege? Vergiss es? (Foto: renatalferro; pixabay.com)
Generelles… Was gilt für alle Lösungen?
- Beim Umgang mit Frischwasser sollte man stets auf Hygiene achten.
- Wasserschläuche sollten gut und lange zum Austrocknen ausgelegt werden, oder mit Druckluft ausgeblasen werden.
- Die Tanks sollten immer vor dem entsprechenden Einsatz der oben genannten Reinigungsmittel ordentlich und ausgiebig ausgespült werden.
- Leitungen sollten in regelmäßigen Abständen geputzt werden. Dazu eignen sich dünne Rohrbürsten, die auch bei der Reinigung von Aquarien eingesetzt werden.
- Dichtungen sollten ebenso regelmäßig ausgebaut und sorgfältig gereinigt werden.
Noch ein Tipp: Trennung der Wasservorräte!
In Süd-Europa gibt es Trinkwasser überall in 5-Liter-Kanistern an jedem Kiosk für kleines Geld zu kaufen. Das ist frisch und sehr gut portionierbar. Wenn man nun dieses Wasser zum Kochen und meinetwegen zum Zähneputzen nutzt, ist schon viel gewonnen. Duschen und Händewaschen ist dann nach wie vor mit dem Wasser aus Bordmitteln möglich und stellt bei Beachtung der oben genannten Hygieneregeln kein großes Problem dar.
Fazit:
Die Reise kann kommen und mit gut gereinigten Wassersystemen kann man gesund und munter durch die ganze Welt fahren. Viele Reisemobilfreunde haben über Jahrzehnte ein gutes Gespür entwickelt, was am besten wirkt. Sprecht einfach mit euren Nachbarn auf dem Campingplatz oder nutzt unsere Tipps.
Coolnessfaktor: 07/10. Das Thema Wasser macht zwar etwas Mühe, aber wer sich damit beschäftigt findet sicher sein Mittel der Wahl. Generell erscheinen Silbernetze gut geeignet, da sie sehr wenig Aufwand und einen guten Nutzen bringen können. Ganz ohne Arbeit geht es eben nicht, aber die unbeschwerte Reise ohne Krankheiten ist es auf jeden Fall wert.
