Tipps zum Übernachten – Pop-Up-Camps oder Stellplätze bei Privat? Eine Alternative?

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Das Jahr 2021 wird spannend. Finden alle Camper immer ein Plätzchen zum Übernachten auf den Stell- und Campingplätzen, oder platzt es in den Sommerferien gerade dort aus allen Nähten? Der letzte Sommer hat uns sicher bereits einen Vorgeschmack darauf gegeben, was in diesem Jahr bittere Realität werden kann. Plätze sind Monate im Voraus ausgebucht und man muss seine Reise viel mehr planen, als dass in der Vergangenheit der Fall war. Für Toplagen auf den Plätzen (Seeblick oder erste Reihe) könnten weiter zunehmend Premiumzuschläge verlangt werden.

Einzelne Stimmen sprechen schon von einer kompletten Änderung der Camperszene und vom Abschied von den liebgewonnenen Gewohnheiten.

Letztes Jahr sind ja aus der konkreten Not heraus sog. Popup-Campingplätze entstanden, also Flächen, die temporär zum Parken, Übernachten und mehr zur Verfügung gestellt wurden. Daraus sind ja einige Firmen entstanden. Das Geschäftsmodell dahinter: Wiesen und Flächen vermieten, mit wenig Infrastruktur wie Ver- und Entsorgung. Ich habe auch gehört, dass Privatleute mit Eigentum ihre Wiese oder  ihre Hausparkflächen (Einfahrt usw.) für eine Nacht zur Verfügung stellen oder vermieten.

Nun kann man bei dem Thema sicher verschiedene Pro- und Kontraargumente finden, oder aber das Schwarmwissen vieler Menschen zu Rate ziehen, die das Thema wirklich interessiert und betrifft.
Also habe ich bei unseren Freunden von der größten deutschsprachigen Facebook-Gruppe “Camping, Wohnwagen , Wohnmobile und Campingplätze” eine Umfrage gestartet und die vorläufigen Ergebnisse nach wenigen Stunden zeigen doch einen starken Trend.

Mit über 120.000 Mitglieder die größte, deutschsprachige FB-Gruppe für Caravaning. Die Gründer Stephanie und Michael Hartmann und das Admin-Team haben jede Menge zu tun. (screenshot: Facebook; Montage: tom/dkf)

Mit über 120.000 Mitglieder die größte, deutschsprachige FB-Gruppe für Caravaning. Die Gründer Stephanie und Michael Hartmann und das Admin-Team haben jede Menge zu tun. (screenshot: Facebook; Montage: tom/dkf)

Um das Thema noch weiter abzurunden, betrachten wir hier noch etwas weitergehende Aspekte.

Neue Stellplätze braucht das Land

Mit dem Fahrzeugboom aus 2020 (über 107.000 Neuzulassungen) braucht es auch neue Stellflächen auf denen die Neueinsteiger stehen können. Dort können Pop-Up-Camps und die Vermietung von Privatflächen möglicherweise für eine konkrete Entlastung vor Ort sorgen. Natürlich sollten auch die Hersteller von Freizeitfahrzeugen in der Pflicht sein, für ihre neu gewonnene Klientel die Flächen zu schaffen, um das Mobilreisen auch zu ermöglichen. Einzelne Hersteller (siehe Meldung Dethleffs) gehen das Thema bereits an. Auch der Verband BVCD hat das Thema mehrfach angesprochen.

Ganz klar ist aber für uns: Da muss aus der gesamten Branche noch viel mehr kommen!


Dethleffs gibt weitere Informationen zur Stellplatz-Offensive

Wir haben bei der Firma Dethleffs konkret nachgefragt und von Robert J. Bielesch, Leiter Unternehmenskommunikation noch folgende weitere Informationen erhalten.

Robert J. Bielesch, Leiter Unternehmenskommunikation Dethleffs steht Rede und Antwort zur Stellplatz-Offensive. (Foto: Dethleffs)

Robert J. Bielesch, Leiter Unternehmenskommunikation Dethleffs steht Rede und Antwort zur Stellplatz-Offensive. (Foto: Dethleffs)

Frage: Welche konkrete Unterstützung bietet Dethleffs im Rahmen seiner Stellplatz-Offensive an?

Antwort Dethleffs: Es ist in der Tat so, dass wir – immer in Zusammenarbeit mit landsichten.de und den entsprechenden Landesverbänden – interessierten Landwirten nicht nur finanzielle Unterstützung anbieten. Gemeinsam mit Landsichten haben wir eine Broschüre erstellt, wie interessierte Betriebe vorgehen können. Es gibt entsprechende Checklisten und vorab ein telefonisches Beratungsgespräch. Wenn die Vorgaben erfüllt sind, entscheidet landsichten.de welche Betriebe besucht werden. Die Kosten des Besuchs durch unseren Partner Thomas Schröder Stellplatzberatung, wird von Dethleffs übernommen. Von der großen Resonanz seitens der Landwirte waren wir sehr überrascht, denn schon nach kurzer Zeit waren alle Termine vergeben, sodass wir aktuell voll mit der Bearbeitung beschäftigt sind und keine weiteren mehr annehmen können. 

Frage: Glauben Sie, das man bereits in der Saison 2021 erste Ergebnisse sehen kann?

Antwort Dethleffs: Nun, wenn es nach den Landwirten geht, sicherlich. Es ist aber von der Genehmigung der zuständigen Behörden abhängig. Diesen Genehmigungsprozess können weder wir, noch der Landwirt beeinflussen. Allerdings stellen wir fest, dass es sehr unterschiedliche Bearbeitungsweisen und –zeiten gibt. Auch Corona war bei der Bearbeitung nicht hilfreich. Die Spanne reicht von sehr schnell, pragmatisch und kooperativ bis hin zu kompletter Verweigerung. Erfreulicherweise sind erstere in der Mehrzahl. Insofern gehen wir davon aus, dass durchaus die ersten Plätze eröffnet werden und über landsichten.de gebucht werden können.

Demnach lässt sich in Summe feststellen, dass das Projekt sehr gut ankommt. Es bleibt zu hoffen, dass sich noch viele andere Hersteller der Sache annehmen.


Schaden “fliegende” Camping- und Stellplätze der bestehenden Infrastruktur?

Nun sind die neu entstehenden Anbieter natürlich eine Konkurrenz für bereits bestehende Anlagen. Gerade Campingplatzbetreiber und auch die Stellplatzbetreiber – häufig ja Kommunen – treiben einen hohen Aufwand, um die Gäste bestmöglich zu versorgen und ein gutes Angebot auf die Beine zu stellen. Hierbei unterstehen sie einer umfassenden Kontrolle durch die Behörden und müssen alle Auflagen (Umweltschutz; Brandschutz…) erfüllen. Wenn nun private Anbieter auf den Plan treten und ihre Immobilien oder den letzten Quadratmeter Streuobstwiese anbieten, bleiben dann die Standards und notwendigen Auflagen stillschweigend auf der Strecke? Vom Aspekt der Versteuerung sprechen wir hier gar nicht.

So sah das Ergebnis nach nur wenigen Stunden aus. Viele Teilnehmer und ein eindeutiger Trend. (screenshot: Facebook; Montage: tom/dkf)

So sah das Ergebnis nach nur wenigen Stunden aus. Viele Teilnehmer und ein eindeutiger Trend. (screenshot: Facebook; Montage: tom/dkf)

Behörden reagieren bereits

Gerade in Regionen mit besonders schützenswerten Landschaften reagieren die Behörden bereits auf den sich anbahnenden Trend und erlassen neue Verordnungen, welche die Parkmöglichkeiten in geordnete Bahnen lenken sollen. Es ist damit zu rechnen, dass sich bundesweit weitere Behörden mit dem Thema ausdrücklich beschäftigen werden.

Mein persönlicher Eindruck ist: Es wird bundesweit Regulierungen und Reglementierungen geben!

In Schleswig-Holstein weisen die Naturschutzbehörden auf folgendes hin:

Die Naturschutzbehörden des Landes Schleswig-Holstein weisen ausdrücklich auf den Grundsatz hin, dass zur Verhinderung möglicher Beeinträchtigungen für Natur, Landschaft und der Allgemeinheit Zelte und bewegliche Unterkünfte nur auf den dafür zugelassenen Plätzen (Zelt-, Camping-, oder Wohnmobilplätze) aufgestellt oder benutzt werden dürfen. 

So sind ungenehmigte, sogenannte Pop-Up Camps, bei denen Gartenflächen, Hinterhöfe oder sonstige Plätze als Zelt- und Wohnmobilstellplätze gegen Entgelt vermietet werden, rechtswidrig.

Die Nutzer dieser Pop-Up Camps handeln deshalb ordnungswidrig nach § 57 Landesnaturschutzgesetz, wenn sie Zelte oder bewegliche Unterkünfte außerhalb der hierfür zugelassenen Plätze aufstellen oder benutzen.

Quelle für andere: Mitteilung Amt Schrevenborn

Wildcampen in Deutschland? Schwierig!

Gibt es in Deutschland vielleicht eine Möglichkeit wie in Skandinavien nach Jedermannrecht grundsätzlich überall frei zu stehen?

Klares Nein! Außerdem gilt das Recht in Schweden und Co. nur für Wanderer oder Camper mit Zelt. Reisende mit Wohnmobil werden in dieser Regelung nicht berücksichtigt.

Flickenteppich Deutschland

In Deutschland unterscheidet man zunächst einmal auf Grundlage der Naturschutz- und Waldgesetze, die von Bundesland zu Bundesland variieren.

Generell ist Campen oder Zelten in Naturschutzgebieten verboten und auf Privatgrund nur mit Zustimmung des jeweiligen Eigentümers erlaubt. Diese Regel gilt auch für Privatwald.
Daneben gilt in Deutschland auch das sogenannte Betretungsrecht: Danach hat jeder das Recht auf Erholung in der freien Landschaft zu. Theoretisch kann man dann auch in der Natur übernachten. Sobald aber ein Zelt ins Spiel kommt, oder der Schlafsack und die Luftmatratze ist es ein Biwakieren, welches rechtlich in einer Grauzone liegt.

Für Wohnwagenfahrer und Wohnmobilisten ist die Sache klarer, denn dort gilt die Straßenverkehrsordnung. Im Grundsatz gilt: Wo das Parken und Übernachten für Reisemobile nicht extra erlaubt ist, ist es verboten! Ausgewiesene Parkflächen für PKW taugen nicht für Womos und Co.

Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit

Gerne geben erfahrene Reisende den Tipp, das man zur “Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit” für eine Nacht auf allen für Parken erlaubten Flächen stehen kann. Ja, aber…

Ihr seht schon, dass Thema ist komplex und daher gibt es – irgendwann – einmal ein Special dazu.

Für den Augenblick bleiben wir bei den Pop-Up-Camps, sowie privat vermieteten Stellflächen und sehen uns das Meinungsbild der Umfrage nochmal an.

Danach sagen mit Stand vom 16.3.2021, 17:00 Uhr (Werte kaufmännisch gerundet)

67,5 % “Ich stehe nur auf offiziellen Stell- und Campingplätzen.”

16,2 % “Bei privat stehen finde ich gut.”

10,4 % “Pop-Up-Plätze boomt”

5,1 % “Ohne Versorgung, ohne mich”

0,6 % “Das ist ‘ne Eintagsfliege”

Ein Stimmungsbild und eine Momentaufnahme zeigt die Umfrage unter Campern auf Facebook. (Grafik: tom/dkf)

Ein Stimmungsbild und eine Momentaufnahme zeigt die Umfrage unter Campern auf Facebook. (Grafik: tom/dkf)


Coolnessfaktor: 5/10. Das Thema ist nicht leicht zu packen. Auf der einen Seite muss Infrastruktur für die Mengen an Campern geschaffen werden. Auf der anderen Seite beansprucht der Naturschutz sein Recht und nicht jeder mag die Ansammlungen von Freizeitfahrzeugen an HotSpots oder direkt beim Nachbarn vor der Nase. We love C ❤️ beobachtet das Thema und bewertet dann nach der Saison 2021 vielleicht noch einmal neu.

Cool! Das teile ich...

2 thoughts on “Tipps zum Übernachten – Pop-Up-Camps oder Stellplätze bei Privat? Eine Alternative?”

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